Historische Bürgerwehr

Historische Bürgerwehr Alt-Weinheim

Kommandant: Hauptmann Andreas Neumann

Die Gründung der Bürgerwehr Alt-Weinheim im Jahre 1934 geht auf eine Anregung des damaligen Oberbürgermeisters Hügel zurück, der zuvor Bürgermeister in Ettlingen war, die dortige Bürgerwehr sehr schätzte und als Patenwehr gewinnen konnte.

Man bezog sich auf die Stadtmiliz, die bereits im 15. Jahrhundert existierte, für die Stadtverteidigung zuständig war und die auf Befehl der Heidelberger Pfalzgrafen auch außerhalb Weinheims ins Felde ziehen musste. Quellen belegen beispielsweise den Einsatz des Weinheimer Aufgebots im Hussitenkrieg des Jahres 1422. Auch wurde die Miliz in den Fehden des Pfalzgrafen Friedrich I. eingesetzt, wie noch vorhandene Rechnungen nachweisen. Insgesamt ist die Quellenlage dazu aber dürftig. Immerhin gibt eine Handschrift vom Ende des 16. Jahrhunderts, in der die Fahne der Weinheimer Abteilung beschrieben wird. Demnach war sie viermal horizontal weiß-blau gestreift, hatte darüber laufend einen roten Schrägstreifen von rechts nach links, einen roten Schaft und eine blaue Spitze. Auch sind die Uniformfarben überliefert. Die Weinheimer waren in blau-grün und in rot-blau-weiß gekleidet. (WEIß, John Gustav, Geschichte der Stadt Weinheim, Weinheim 1911, S.151-153.)

1934 berücksichtigte man diese Farben bei der Gestaltung der Uniformen, die aber nicht nach Vorbildern des 15. Jahrhunderts geschneidert wurden. Man entschied sich für Uniformschnitte des frühen 19. Jahrhunderts, also der napoleonischen Ära.

Heute besteht die Uniform aus einem blauen Rock mit grünen Aufschlägen, einer weißen Hose, einem schwarzen Tschako, weißem Lederzeug, weißen Handschuhen sowie schwarzen Schuhen.

Die Fahne gestaltete man gemäß der Überlieferung, ergänzte sie jedoch durch das Emblem der Weinleiter, das auch im Stadtwappen zu finden ist.

1935 wurde die Bürgerwehr Alt-Weinheim am 30. Juni in Bretten „verpflichtet“ und in den damaligen Landesverband Baden-Hessen aufgenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg bot sich erst wieder 1952 die Gelegenheit, sich in Bretten beim Peter- und Paul-Fest der Öffentlichkeit zu präsentieren. Im Jahr 1955 führte die Weinheimer Bürgerwehr im Rahmen der 1200-Jahrfeier der Stadt Weinheim ein Landestreffen der badisch-hessischen Bürgerwehren durch.

Bis zum heutigen Tag ist die Historische Bürgerwehr der lokalen Traditions- und Brauchtumspflege verpflichtet. Ihr Auftritt ist ein wichtiger Bestandteil der Brauchtumsveranstaltungen in Weinheim und der Umgebung, hierzu gehören beispielsweise der Neujahrsempfang der Stadt Weinheim und die Weinheimer Kerwe.

Bewaffnet ist die die Wehr mit Musketen, Modell 1777, Kal. 69, adaptiert auf Perkussion mit Oberndorfer Hahn, die zum Salut- und scharfen Schießen geeignet sind (einschüssige Vorderlader). Zudem werden Säbel getragen.

Andreas Neumann

 

Quellen:

FRESIN, Josef, Die Geschichte der Stadt Weinheim, unveränd. Neuauflg. d. Ausg. v. 1969, Weinheim 1982.

GRAU, Ute / GUTTMANN, Barbara, Weinheim Geschichte einer Stadt, Weinheim 2008.

WEIß, John Gustav, Geschichte der Stadt Weinheim, Weinheim 1911.